16. Jänner 2021
Die Tour beginnt beim Parkplatz des Sesselliftes der Graukogelbahn. Da stehen schon viele Autos. Wir schnallen an, bei -7 Grad (gefühlt -13), und gehen los. Ich ahne, dass Gabi, meiner Frau schnell kalt werden wird, und dass sie’s eilig haben wird. Ich meinerseits bin – wie sie – seit Mittwoch auf Kur in Bad Gastein, habe also zu wenig gegessen, zu viele Trainings absolviert, und neue Tourenschi. Die sind zwar leicht, aber mit dieser Bindung mit den beiden Zähnen beim Vorderbacken ausgestattet, die einfach nicht richtig beißen wollen. Jedenfalls geht sie mir öfter auf während des Anstiegs – muss halt noch üben.
Diesmal bin ich allein – genug Zeit, um was Sinnvolles zu bedenken oder zu tun während des Gehens. Aber was könnte ich tun? Als erstes kommt mir in den Sinn: einen neuen Rekord aufstellen. Allerdings: da bräucht‘ ich eine Zugmaschine, sprich: einen, der schneller ist und mich ‚zieht‘; außerdem habe ich zu viele Kekse im Bauch (Danke, Oma!) – das fällt also aus. Naja, vielleicht geht sich ein „Tür-zu-Tür“ – Rekord aus, wenn ich schnell Autofahre… Blödsinn.
Vielleicht war es am 15.7. 2018, an dem Tag als Frankreich durch ein 4 : 2 über Kroatien Fußballweltmeister wurde. Wir waren auf dem Tschekelnock, 1894m, in den Gailtaler Alpen in Kärnten. Es regnete leicht als wir losgingen – jede Menge Gründe, sich zu ängstigen. Wir machten Gipfelfotos im Sonnenschein. Es war schwül, und fast wäre das abschließende Bad im Ossiachersee dem heraufdräuenden Gewitter zum Opfer gefallen. Fast – denn wieder einmal konnte ich dank der Hilfe meiner Frau – „das Gewitter ist gaaaanz weit weg“- meine Angst überwinden und noch schnell in den See springen. Wobei es mordsmäßig donnerte…
Mein Freund Martin Kugler hat mich motiviert: Schreib einen Blog darüber. Gut, Blogs über Bergtouren und Wanderungen gibt es genug. Allerdings sind die Schreiber meistens sportliche Superhelden, die ohne Angst und mit der Kraft von Super- und der Haftfähigkeit von Spiderman zu den Gipfeln fliegen, und in Rekordzeit wieder runter kommen…
Das hier ist ein Tourenblog für Normalos, die auch ein bissl Angst haben. Ich finde die Touren, die in den bekannten Wanderführern ausgewiesen sind mit: „keine ausgesetzten Stellen“; die blaue (leicht) oder maximal rote (mittel) Bewertungen haben, eigentlich fad, aber auf die schwarzen (schwer) schiele ich mit einer Mischung aus Angst und Faszination. Ich habe großen Respekt vor Schlechtwettereinbrüchen und den Folgen für den Bergsportler; und ich liebe die Einsamkeit von nicht markierten und nicht beschriebenen Wegen – fürchte aber, mich zu verkoffern, oder von Schlangen gebissen zu werden, oder oder.
Außerdem ist es ein Blog eines glaubenden Menschen. Ich bin evangelischer Pfarrer. Allein von daher wird sich der eine oder andere geistliche Seiten- oder Hauptgedanke nicht verdrängen lassen – er wird einfließen.
Viel Spaß beim Lesen!