Hüttenkogel, unvollendet, in vieler Hinsicht

16. Jänner 2021

Die Tour beginnt beim Parkplatz des Sesselliftes der Graukogelbahn. Da stehen schon viele Autos. Wir schnallen an, bei -7 Grad (gefühlt -13), und gehen los. Ich ahne, dass Gabi, meiner Frau schnell kalt werden wird, und dass sie’s eilig haben wird. Ich meinerseits bin – wie sie – seit Mittwoch auf Kur in Bad Gastein, habe also zu wenig gegessen, zu viele Trainings absolviert, und neue Tourenschi. Die sind zwar leicht, aber mit dieser Bindung mit den beiden Zähnen beim Vorderbacken ausgestattet, die einfach nicht richtig beißen wollen. Jedenfalls geht sie mir öfter auf während des Anstiegs – muss halt noch üben.

Den Weg zu beschreiben macht wenig Sinn, denn: Kaum sind wir ein paar Höhenmeter gegangen, ist da der nächste Parkplatz. Der ist bummvoll. 150 Hm weiter oben ist noch ein Zustieg, und da stehen auch die Autos. Die Piste ist präpariert – danke! – und zusammengefahren /-getreten. Es gibt viele Möglichkeiten nach oben, Spuren in jeder Preisklasse: von Direttissima nach oben bis Familienabfahrt rauf. Das hat zur Folge, dass meine Frau mal kurz die steile Variante durch den Wald wählt – und ich die Familienabfahrt rauf gehe, was bedeutet: laaaange Schleifen, weniger Steigung. Dann klingelt das Telefon, und ich weiß: das ist Gabi. Ich bin zu müde zum Telefon rauskramen – aber beim 4. Mal tu ich’s doch. Wir treffen uns wieder … und gehen ab jetzt gemeinsam durch den steilen Wald.

Da sind wir relativ einsam, nur so ungefähr 20 Leute überholen uns. Ums kurz zu machen: mit meiner letzten Kraft kommen wir bei der Bergstation des Sesselliftes an. Da steht eine Hütte. Bis zum Gipfel wären es noch ungefähr 280 Hm. Ich habe zur Vorbereitung ein kleines Video geschaut, das das neue Gipfelkreuz wunderschön inszeniert hatte. Da wollte ich hin. Allerdings war ich erst mal fertiggefahren. Pause bei minus Zweistellig.

Diese Pause vor der Hütte ist aus 2 Gründen bedeutsam: Ein junger Bursch kommt von oben zu uns. Die Frage ob er am Gipfel war, verneint er. Begründung:  weil er allein unterwegs ist, und es ihm mulmig war. Ich hatte mich zwar über die Lawinensituation informiert, und keine Gefahr ausmachen können, aber wenn ein Einheimischer zu uns spricht, dann ist das – naja, fast wie ein Bibelwort. Wenn es noch dazu zu einem Körper mit vollkommen leeren Batterien gesprochen wird, dann überwiegt die Dankbarkeit für ein Argument, umdrehen zu dürfen. Das ist nebenbei gesagt eine Erkenntnis, die schon Jesus verbreitet hat: dass nämlich das Wort, selbst das göttliche, seine Wirkung nur dann entfalten wird, wenn es auf fruchtbaren Boden fällt. Vgl. Matthäus 13. Das andere: vor der Hütte ist Party. Es wird – von unten mitgebrachtes - Bier und dann Schnaps getrunken, der Schmäh rennt, und: die Regierung und die Corona-Regeln sind so was von blöd… Ich habe nicht mit ihnen gesprochen, hatte aber den starken Eindruck, dass keiner von den Herren auch nur irgendwie gesundheitlich oder wirtschaftlich von der Pandemie-Krise betroffen war.

Nach dem ich – mit Hilfe des freundlichen jungen Mannes von vorhin – wieder in meinen Schiern zurück war, begannen wir mit der Abfahrt. Nach wenigen Metern öffnete sich der Blick zum Gipfel. Wir sahen zig Tourengeher, die nach ganz oben unterwegs waren. Okay. Wir hatten schon abgefellt – aber wir kommen wieder!

Zuhause im Kurhotel gönnen wir uns was, heißt: Gabi geht in die Sauna, und ich ein Bier trinken ins Cafe. Das ist streng Corona-maßnahmenkonform geregelt: mit Maske zum Tisch, an dem ich alleine sitze. Dort darf ich sie runter nehmen smile. Ich bewundere das Engagement der Hotelmitarbeitenden angesichts der Covid-19 bedingten Umstände, auch hier: Danke, dass sich so viele Menschen so viel Mühe machen, um den Betrieb irgendwie aufrecht zu erhalten! Am Nebentisch sitzt eine Gruppe, die hat schon ein paar mehr Biere intus. Der Schmäh rennt, und sie sudern über die Regierung und die Maßnahmen…

He Leute! Seid’s a bissl dankbar dafür, dass es euch gesundheitlich (noch) gut geht, und wirtschaftlich auch (noch).

Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau in der Evang. Kirche A.B. in Österreich
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