Das verschwundene Kreuz

1. März 2021

Die Schartwand im Tennengebirge mit ihrem Glaskreuz hat mich immer schon angezogen, aber die mehr als 1400 Höhenmeter auch wieder abgeschreckt. Doch dann fanden wir eine Lösung:

Wir sind mit der Seilbahn auf die Bischlinghöhe gefahren. Von dort nach Norden runter, zur Talstation des Ladenberg-Sesselliftes. Auffellen! Zuerst muss man über den Schnapfenriedel drüber, 60 Hm rauf, um dann auf einem Forstweg zur Laubichlalm wieder mehr als die Hälfte davon zu verlieren. Felle wieder runter? Wir entscheiden uns dagegen.

Immer schön nordwärts! Kurz nach der Alm beginnt der eigentliche Einstieg ins Abenteuer ‚Tauernscharte‘!

Mehr als 500 Hm steil hinauf, rechts und links die Felswände, zur immer schon gut sichtbaren Scharte. Verdiente Pause. Der weitere Routenverlauf: Die Spur dreht nach links, hinter dem Napf vorbei, in eine Senke hinunter, wieder 30 Hm hergeben. Dann steigen wir westwärts an, auf den Verbindungsrücken zwischen Eiskogel und Schartwand. Hier verabschieden wir uns vom Mainstream – der zieht nämlich links in südwestliche Richtung auf den Eiskogel. Wir drehen uns wieder nordwärts und folgen der einsamen Spur hin zu den steiler werdenden Felsen der Schartwand.

Es gibt einen feinen Durchschlupf! Dann noch nach rechts über die Gratwechte, schon sind wir auf dem Gipfelplateau! Und da steht es: Das grüne Glaskreuz der Schartwand! Ich hab extra die passende Jacke mit!

Während der Gipfelrast kam mir in den Sinn, dass das Kreuz immer mehr aus unserem Leben verschwindet. Ich rede jetzt von dem Kreuz, an dem Christus gestorben ist, und das für mich für Vergebung, Gnade und Liebe steht. Mir fällt die Geschichte eines Mannes ein, der seit 15 Jahren von einer Frau verfolgt und terrorisiert wird, weil sie ihm einen Fehler nicht vergeben kann, oder die Gnadenlosigkeit, mit der berufliche Kontrahenten verunglimpft werden, oder, oder. Wie gut, wenn es manchmal unverhofft doch wieder auftaucht, das Symbol der Liebe und Vergebung. In grün zum Beispiel. Und aus Glas.

Die Abfahrt wird zum eigentlichen Höhepunkt: Wir fahren nach vorne, zur Rinne zwischen Schartwand und Brietkogel. Servas, da geht’s sausteil runter! Aber die Bedingungen passen perfekt: es ist aufgefirnt, fast tief, und Lawinenwarnstufe 1.

Go!

Wir surfen und schmieren bis zum Gegenanstieg. Auffellen? Wir entscheiden uns für Tragen, bis zur Scharte. Da hinunter liegt teilweise schon wenig Schnee – Felskontakte sind nicht immer vermeidbar.

Leider sind die beiden Abfahrtswege ins Tal schon so ausgeapert, dass wir uns entscheiden, die Pisten zurück zur Bischlinghöhe raufzugehen, und von dort die Talabfahrt zu nehmen. Macht nochmal 300 Hm zusätzlich. Die sich dem Abend zuneigende Sonne erinnert mit ihrem milden Licht noch einmal an unseren gütigen Gott.

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