Kurzer Flirt mit der anderen Art, Skitouren zu gehen

„Heute Nachmittag habe ich 5 Stunden Zeit! Mach‘ ma eine Schitour?“ Höre ich meinen Kollegen sagen. Ich wollte tatsächlich eine Schitour machen an dem Tag, aber nicht mit ihm. Oh, wir mögen uns, aber: Wir passen nicht zusammen. Er ist ein Läufer. Er ist jung und so voller Energie, dass klar ist: Für mich wird’s Stress, für ihn Unterforderung, langweilig. Weil ich aber nicht jedes Mal „Nein“ sagen kann, sage ich: „Ja! Aber zu meinen Bedingungen…“

„5 Stunden Zeit…!?“ Der Tonfall vermittelte, dass das viel wäre. Ich hingegen denke: Hinfahren, Zurückfahren – da bleiben 3 ½ Stunden im Schnee. Das geht sich für Gabi und mich nie aus! Deswegen sind meine Bedingungen: Wir gehen früher los. Und später stellt sich heraus: Wir hören auch später auf!

Gesagt, getan: Wir steigen bei den Laimer-Liften ein, und ordnen uns in eine nicht abreißende Schlange von Tourengeherinnen und –gehern ein. Die Spur ist hart, eisig und nicht zu verfehlen. Einmal nehmen wir die falsche Variante, die, die uns auf einem Baumstamm über einen Graben führt. Das meistern wir, ohne einen Schönheitspreis zu gewinnen, und biegen bald wieder in die Hauptspur ein. Für unsere Verhältnisse sind wir super schnell unterwegs – ½ Stunde vor dem vereinbarten Treffpunkt mit dem Kollegen auf der Sausteigalm.

Wir setzen uns ins Gelände und essen unsere Jause. Patrick ist nicht pünktlich weggekommen, und hat Verspätung. Wir brechen auf, versprechen telefonisch langsam weiter zu gehen, Richtung Gipfel. Da kommt er auch schon. Wir freuen uns über die Begegnung, und über die verbleibenden 350 gemeinsamen Höhenmeter. Wer wie ich jetzt gedacht hatte, der Kollege wäre müde vom Nachlaufen und Aufholen, der hatte sich getäuscht! Wir gehen, uns eher links haltend, Richtung Elferstein hinüber, und von dort zum höchsten Punkt. Wir ziehen den Kamm entlang hinauf wie --- all die anderen auch.

Denn jetzt kann ich damit rausrücken, dass ich beim Tourengehen schon lange niemanden mehr überholt habe, aber andererseits häufig überholt werde.Am Gipfel müssen wir dem jungen Bruder ein gemeinsames Gipfelfoto abringen. Er steht längst startbereit in den Schiern, während wir uns den Schweiß von der Stirn wischen, und uns mal umsehen: „Soooo schön!“

Patrick hat noch Zeit, mit uns ein Bier im „Zwölfer“ zu trinken. Dann fährt er zum Auto, heim zur Kinder-Abend-Routine. Später will er mit seiner Frau ausgehen, es ist ja schließlich Valentinstag!
Valentinstag, richtig!
 

Auf diese Nachricht hin entschließen wir beide uns, sitzen zu bleiben, und hier im „Zwölfer“ was zu essen …
Die Abfahrt vorne runter: A Graus. Aber das Auto steht ja da unten. Wir müssen.
Unser Resümee im Auto fällt gemischt aus: Es war schön mit Patrick was gemeinsam zu machen, sich zu verausgaben, in dieser wunderbaren Gegend zu sein, sich zu spüren und Gottes freundliches Schöpfungshandeln zu bestaunen. Andererseits hatten wir Mühe, kein Stress-Gefühl am freien Tag aufkommen zu lassen. Wir waren uns einig: Jede*r muss sein/ihr eigenes Tempo finden. Im Leben, bei der Arbeit, und beim Tourengehen. Wir waren uns nicht ganz einig darüber, wie viel Anreiz zu mehr Tempo wir anregend empfinden.
Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau in der Evang. Kirche A.B. in Österreich
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