Gott als Missionar

Wenn die Kirche ihre Fühler ausstreckt, sieht sie sich in einem von Säkularisierung und Pluralismus geprägten Mitteleuropa zunehmend mit Menschen konfrontiert, die keine kirchliche Prägung mehr aufweisen. In der Denkrichtung von Fresh X will man diese Lebenswelten postmoderner Menschen ernst nehmen und versuchen, Kirche von der anderen Seite her zu denken. Zwei Aspekte kommen im Rahmen dieses Kontextualisierungsansatzes besonders zum Tragen: Zum einen die Bereitschaft, Kirchengestalt in einem gemeinsamen Lernprozess neu zu verstehen und je neu zu entdecken, was Kirche sein kann, und zum anderen jene Grundhaltung, die in der missio Dei wurzelt und vielfach mit dem Wort „missional“ betitelt wird. Im Unterschied zur missionarischen Tätigkeit als praktischer Teilaufgabe der Kirche, wird im Rahmen des hier vorgestellten Paradigmenwechsels, Kirche ihrem Wesen nach als missional verstanden. Zentral für diesen Ansatz ist, dass der Ursprung der Mission nicht in der Aktivität der Kirche gründet, sondern Gott selbst Ausgangspunkt und Subjekt der Mission ist. Der dreieinige Gott ist Sendender und Gesandter zugleich. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh. 20,21). Vor diesem Hintergrund spricht auch der anglikanische „mission-shaped church report“ eben nicht von einer Kirche Gottes, die einen missionarischen Auftrag in der Welt hat, sondern von einem Gott der Mission - mit einer Kirche in der Welt.
Fresh X Gemeinden geht es um die Teilhabe am göttlichen Heilswirken, wo immer dieses sichtbar und spürbar wird.
Am Beispiel des Fresh X Projektes „Unblack“ in der Schweiz wird dies in sehr spezieller Weise deutlich: Alles begann mit einem christlichen Metal-Festival, welches auch für viele dem Glauben fernstehende Metalfans attraktiv war. Rund um dieses Festival entstanden weitere Angebote wie Gottesdienste und Glaubenskurse, immer jedoch auf dem Boden der Metalkultur. Mittlerweile zählt die Metal-Church rund 100 Mitglieder.

www.metalchurch.ch

 

Kirche als Auslaufmodell

Mit dieser Wendung ist nicht etwa das drohende Ende einer oft als rückständig bezeichneten Institution gemeint; - ganz im Gegenteil. Angelehnt an ein Beispiel aus der Natur, wird die uns vertraute Pfarrgemeinde in Fresh-X Kreisen mit einem See verglichen, der durch all seine Wassertropfen das umliegende Land bewässert und so eine lebendige Vegetation ermöglicht. Weiter abgelegen von diesem See ginge dieses Grünland aber zunehmend in Ödland über, würde es nicht auch Ausläufer in Form von Bächen und Flüssen geben. Gemeint sind damit neue Ausdrucksformen von Gemeinde inmitten jener Menschen, die sonst unerreicht blieben. Da ohne den See die Flüsse austrocknen würden und auch die Wasserqualität des Sees ohne Abflüsse minder wäre, ist die Verbindung der beiden unerlässlich. Will Kirche ihrem Wesen treu sein und das ganze Land zum Blühen bringen, dann braucht es beides. Der von Fresh-X Vertretern verwendete Begriff der „mixed economy“ zielt auf eben diese notwendige Formatpluralisierung ab und verweist positiv auf eine Kirche in vielfacher Gestalt. Dieser Zugang findet seine Wurzeln bei Jesus selbst, der sich stets aus Liebe auf ganz unterschiedliche Weise Menschen genähert hat. Fresh-X folgt diesem Prinzip und strebt nach christlichen Gemeinschaften, die missional, kontextuell, lebensverändernd und gemeindebildend sind, und bei den Menschen und ihren Lebenswelten ansetzen.
An diesen Grundpfeilern orientiert sich auch der laifHof in Baden-Württemberg, ein Ausläufer der evangelischen Kirchengemeinde Wankheim. Der ehemalige Bauernhof wurde zu einem Zentrum der Begegnung und Freizeitgestaltung umfunktioniert und beheimatet einen Gospel-Chor und eine Band, die in den regelmäßigen Veranstaltungen fest eingebunden sind. Daneben treffen sich Jugendliche zum Fußballspielen und Erwachsene zu Begegnungsnachmittagen bei Kaffee und Kuchen (Zeitungsbericht aus dem Schwäbischen Tagblatt www.laifhof.de/index_htm_files/Begegnungsnachmittag-Tagblatt.pdf).
Der Hof verbindet Menschen und fördert mit seinem Angebot geistlichen Tiefgang im konkreten Lebensalltag der Menschen.

www.laifhof.de

 

Gekommen, um zu bleiben

Das Geistliche und das Weltliche. Diese Begriffe bilden im Denken oft gegensätzliche Pole. Dazwischen findet sich ein unsichtbarer und scheinbar unüberwindbarer Graben. Je stärker das missionarische Herz schlägt, umso schmerzhafter und bewusster erscheint diese Kluft. „Wie erreichen wir die, die wir bisher nicht erreicht haben?“ Dies ist auch eine zentrale Frage des Fresh-X-Netzwerks. Ein universales Rezept gibt es hier nicht, jedoch lassen sich drei mögliche Wege skizzieren. Einer besteht darin, durch attraktives Angebot Menschen zu bewegen, diese Hürde von sich aus zu überwinden und unsere Gemeinden aufzusuchen. Dies setzt allerdings ein positives Gefühl gegenüber Kirche, sowie Glaubens- und Gemeindeerfahrung voraus. Ein zweiter Weg ändert die Richtung, sodass auch Menschen erreicht werden, die diese Voraussetzung nicht mitbringen. Anstatt einzuladen, gehen Christen mit ihrer Botschaft gezielt dorthin, wo die Menschen sind: In den Skaterpark, auf den Berg, ins Café. So überbrückt Kirche die Kluft, indem sie entweder ihre unterschiedlichen Angebote in die Lebenswelten der Menschen auslagert, oder sich genau dort tatkräftig einbringt, wo die Not groß ist. Dass beide Wege viel Frucht bringen, steht außer Frage. Ein Problem mit ihnen kann sein, dass die kulturelle Kluft in beiden Fällen von den zu erreichenden Menschen überwunden werden muss. Der dritte Weg setzt hier an und will, ohne andere Ansätze abzuwerten, das Spektrum um eine Idee erweitern. Fresh-X sind gekommen um zu bleiben. Sie verfolgen einen inkarnatorischen Ansatz, indem sie ganz in die Lebenswelten der Menschen eintauchen. Im Unterschied zu den anderen beiden Wegen wird hier die Kluft von der missionarisch initiativen Seite aus überwunden.
Ein gelungenes Beispiel von Fresh-X Gemeindegründungen, in dem genau dieser Weg beschritten wird, liegt mit dem Café Bohnenheld in Baden-Württemberg vor, dessen Träger die evangelisch-methodistische Kirche ist. Unter dem Motto „Wir haben Zeit“ öffnet dieses Café fast täglich seine Türen und bietet, neben dem Gastronomiebetrieb, auch unterschiedliche Formen der Gemeinschaft, wie etwa die Gesprächsrunden am „Runden Tisch“, das regelmäßige Frauenfrühstück „Frauenträume“; den monatlichen Fresh-X-Gottesdienst „coffee & soul“ und kulturelle Abendveranstaltungen, an. Dabei versteht sich das Café Bohnenheld stets als missionale, kontextuelle, lebensbegleitende und lebensverändernde Gemeinde. So geartete Projekte stehen mit ihren unterschiedlichen, milieuspezifischen Ausprägungen für neue Ausdrucksformen von Kirche in einer postmodernen Gesellschaft. 

www.bohnenheld.de

 

 

 

Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau in der Evang. Kirche A.B. in Österreich
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