Geistlich leiten als Forderung der Stunde (Fritz Neubacher)
"Größe ist nicht alles. Die kleinere Truppe wir sind, dafür größer im Geist." (Meister Yoda)
Die Feierlichkeiten zu 2017 sind vorüber – wir gehen auf das Wahl-Halbjahr 2018 in unserer Kirche zu! Was soll denn herauskommen, am Ende des Gemeindevertretungs- und Presbyteriums-Wahl-Marathons? Eine kleinere (oder größere) „Truppe“ von Männern und Frauen, welche die Gemeinde die nächsten sechs Jahre geistlich leiten – so steht’s in Artikel 46 unserer Kirchenverfassung.
Wir suchen also Menschen, die ein Team bilden, die gemeinsame Ziele entdecken und umsetzen, die mutige Entscheidungen treffen und Durchhaltevermögen an den Tag legen, die sich engagieren über das normale Maß hinaus, und dennoch das Fruchten des Einsatzes fröhlich Gott überlassen, die sich selber dabei weiter entwickeln und das auch von der Gemeinde hoffen, die nicht nur verwalten, sondern gestalten wollen. Wir suchen Menschen voll Heiligen Geistes (vgl. Apostelgeschichte 6, 3)! Diese Menschen sollen Leitungskompetenz mitbringen und Gottvertrauen, Hirn und Herz, Liebe zu den Menschen und Hoffnung für die Zukunft der Gemeinde.
WIE UND WO FINDEN WIR DIESE BESONDEREN MENSCHEN?
a) Es hilft, unter Männern und Frauen zu suchen, vgl. Gal. 3, 28.
b) In manchen Gemeinden gibt es eine Reihe verschiedener Tätigkeitsbereiche, Ressorts. Wir halten es für sinnvoll, wenn diese Arbeitszweige in der Gemeindevertretung abgebildet sind.
c) Achtet darauf, dass möglichst alle Altersgruppen vertreten sind: wenn möglich genauso viele unter 45 jährige wie über 45 jährige.
d) Verschiedene Menschentypen: Es gibt nicht nur Menschen, welche die Aktion lieben, sondern auch jene, die für Stabilität sorgen; welche, die auf Zusammenarbeit gepolt sind, und andere, die das Pionier-Gen haben; es gibt Menschen, die Ergebnisse sehen wollen, und welche, die die Gemeinschaft und den Teamgeist pflegen; die Einen, die Begeisterung verbreiten, und die Anderen, die Genauigkeit zu ihren Tugenden zählen. Unsere Erfahrung ist, dass die ausgewogene Mischung die Arbeit spannend macht und bereichert!
e) Verschiedene Frömmigkeitstypen: Wie bei den Charakteren gibt es verschiedene Frömmigkeitsrichtungen: Naturtypen und sinnlich Religiöse, traditionelle und asketische Typen, aktivistische und fürsorgliche, enthusiastische, kontemplative und intellektuelle. In den Presbyterien finden sich oft nur zwei: die Indifferenten und jene, die die gleiche religiöse Blutgruppe haben wie die Pfarrerin / der Pfarrer. Wir finden das schade. Ja – es macht das Arbeiten schwieriger, aber wir sind fest davon überzeugt, dass Gott all diese geistlichen Ausprägungen gewollt hat, und wir sie also nicht ‚kaltstellen‘ sollten. Wir plädieren für eine innerevangelische Ökumene! Geistlich leiten als Forderung der Stunde
f) Gesellschaftliche Milieus: Die Milieuforschung bescheinigt uns Kirchenmenschen eine traurige Wahrheit: Wir sind in unseren Milieus gefangen (Wolfgang Huber)! Die aktiven Mitglieder der Pfarrgemeinden gehören zum überwiegenden Teil den Milieus mit traditionellen Werten an. Postmaterielle, Performer oder Adaptiv-Pragmatische (die Bezeichnungen stammen aus den Sinus-Milieu-Studien, vgl. www.integral.co.at/de/sinus) finden sich nur vereinzelt in unseren Gremien. Das ist schade und nicht einfach hinzunehmen. Wir plädieren für eine Öffnung der Pfarrgemeinden in alle gesellschaftlichen Milieus!
WIE GELINGT ES UNS, DIESE MENSCHEN ZUM ENGAGEMENT IN DER PFARRGEMEINDE ZU BEWEGEN?
Wir empfehlen, eine vierfache Botschaft zu übermitteln:
a) Wir überlegen uns genau, warum wir diese eine Person gerne dabei hätten: Es ist wertschätzend – und damit gemeindegemäß – zu formulieren, was diese Person kann und einbringen kann.
b) Wir formulieren exakt, was die Aufgabenbereiche sind, in die dieser Mensch verantwortlich und ehrenamtlich einsteigen soll.
c) Wir verschweigen die Kosten nicht, vor allem den Zeitaufwand. Die Köderbotschaft: „Es sind eh nur 2 Sitzungen im Jahr“ bewegt sicher auch einige, aber vielleicht nicht die richtigen…
d) Schließlich formulieren wir, was uns, den Einladenden, daran liegt, dass dieser Mensch sich als Gemeindevertreter/ in aufstellen lässt. Manche fragen vielleicht: Lohnt es sich denn überhaupt, innerhalb der Evangelischen Kirche Zeit und Kraft (und Geld) zu investieren? Jedes Jahr treten 4000 Menschen aus; die Gottesdienstbesucher werden älter und weniger – das ist doch eine sterbende Kirche…
Ich glaube, dass es sich lohnt! Ich glaube, dass wir unsere Blütezeit noch vor uns haben! Ich glaube nämlich, dass wir Reben sind eines köstlichen Tropfens am Weinstock, der Jesus Christus heißt; dass wir eine richtig fesche Braut sind, des Bräutigams Jesus Christus; dass wir lebendige Steine sind in einem großartigen Bau, dessen Bauherr Christus ist; dass wir Glieder sind, Körperteile am Leib dessen, der das Haupt ist, Christus! Und ich lade euch herzlich ein, das auch so zu sehen!